Dienstag, 12. Januar 2016

Hannelore Kraft: Wir können gar nicht abschieben

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Nach Silvester-Übergriffen von Köln
Hannelore Kraft: "Wir können die gar nicht abschieben"


12.01.2016, 10:19 Uhr | dpa





Die Täter von Köln waren in überwiegender Zahl keine Flüchtlinge, sondern - wie sich immer mehr herausstellt - Männer aus Nordafrika. NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft weist deshalb auf ein Problem hin, das in der aufgeregten Debatte zu kurz kommt: Gefasste Täter könnten gar nicht abgeschoben werden.



"Das sind Menschen aus Algerien und Marokko in der überwiegenden Zahl", sagte die SPD-Regierungschefin von Nordrhein-Westfalen in der Talk-Sendung von Frank Plasberg. "Selbst wenn die jetzt was begehen, und sie werden verurteilt, und wir könnten sie theoretisch abschieben, dann haben wir das Problem, dass die gar nicht aufgenommen werden von den Ländern." Denn: "Wir kriegen überhaupt keine Ersatzpapiere, das heißt, wir können die gar nicht abschieben. Das sind alles Dinge, die müssen wir verändern."


23 namentlich bekannte Personen

Nach den Silvester-Übergriffen in der Domstadt steigen derweil die Zahlen der Anzeigen und namentlich bekannten Verdächtigen. Mittlerweile bearbeite die Ermittlungsgruppe "Neujahr" 553 Anzeigen, teilte die Kölner Polizei am Montagabend mit. In etwa 45 Prozent der Fälle werde unter anderem wegen Sexualdelikten ermittelt.

Bislang lägen der NRW-Polizei Hinweise auf 23 namentlich bekannte Personen vor, die für Straftaten am und im Hauptbahnhof verantwortlich sein könnten. Mit Hilfe von Videoaufnahmen und Zeugenaussagen werde geklärt, ob ihnen konkrete Delikte zugeordnet werden könnten. Die Bundespolizei hatte weitere 32 Verdächtige ermittelt, überwiegend Asylbewerber.

Polizei gibt Kritik zurück

NRW-Ministerpräsidentin Kraft stellte sich auch hinter ihren Innenminister Ralf Jäger (auch SPD), der die Polizeiführung in Köln kritisiert hatte. Jäger hatte der Kölner Polizei gravierende Fehler in der Silvesternacht vorgeworfen: Um die Übergriffe auf Frauen zu verhindern, hätte sie auf zusätzlich verfügbare Einsatzkräfte zurückgreifen müssen. Kraft teilte die Auffassung: Als die Nacht anders verlief als erwartet, habe die Polizei keine Einsatzkräfte nachgefordert - "und da lag das Problem".




Hannelore Kraft in "hart aber fair". (Quelle: ARD / Oliver Ziebe)

Gleichzeitig bleibt Jäger unter Druck. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) warf ihm Pauschalkritik vor. Es müsse geklärt werden, "ob es über den Silvestereinsatz in Köln hinaus in der Polizei in NRW strukturelle Defizite gibt, die beseitigt werden müssen", forderte der GdP-Landesvorsitzende Arnold Plickert.




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