Dienstag, 15. September 2015

Seehofer kontra Merkel: Das Zerwürfnis

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Seehofer kontra Merkel: Das Zerwürfnis



Angela Merkel und Horst Seehofer

von Mathis Feldhoff, ZDF-Hauptstadtstudio
Für manchen scheint das harte Auftreten der CSU in den letzten Tagen ein egoistischer Alleingang der Bayern. Doch dahinter steht ein tiefes Zerwürfnis zwischen dem CSU-Chef und bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer und Bundeskanzlerin Angela Merkel. 
"Die Kanzlerin will eine andere Republik" - ein hammerharter Satz in der politischen Klasse Berlins. Nicht ungewöhnlich, wenn er von der Opposition käme - aber gesagt hat ihn CSU-Chef Horst Seehofer, ausgesprochen im kleinen Kreis seiner Partei. So spricht man bei den Christsozialen sonst nur über Sozis oder Linke. Nun hat sich Seehofer die Kanzlerin vorgenommen.
Seehofer unverhohlen verärgert
Schon vor ein paar Tagen hatte er Merkels Öffnung der Grenzen als Fehler "der uns noch lange beschäftigen wird" beschimpft. Und selbst nach der plötzlichen Einführung von Grenzkontrollen konnte und wollte Seehofer seine Ärger über die Politik in Berlin kaum verhehlen. "Es einfach treiben zu lassen, ohne jeden Plan, ohne jedes System, ohne jede Regel, das ging auch nicht mehr", sagte er in die Kameras. Und für jeden ersichtlich schwang mit, für wie dilettantisch er die Entscheidung Merkels, die Grenzen zu öffnen, immer noch hält. Dass die Bundesregierung sich nach dem Ansturm von Tausenden von syrischen Flüchtlingen jetzt mit der Einführung von Grenzkontrollen zu einer Kehrtwende von 180 Grad entschlossen hat, befriedigt den CSU-Chef zutiefst.
Aber es ist weit mehr als nur das Gefühl "Ich habe es ja gewusst", welches den CSU-Chef erfüllt. Schon länger verdächtigt Seehofer Merkel, dass sie einer "Multikulti-Gesellschaft" das Wort redet. Einer der Indizien dafür ist für den Bayern die CDU-Debatte über ein Einwanderungsgesetz. Schon die Tatsache, dass die CDU-Vorsitzende das Projekt, das ihr Generalsekretär Peter Tauber im Frühjahr losgetreten hatte, nicht gestoppt hat, war Seehofer und der CSU suspekt.
Dass das Ganze nun tatsächlich in einem Einwanderungsgesetz münden soll, wie der CDU-Vorstand gestern beschloss, ist für Seehofer nur der letzte Beweis. Dass dieses neue Gesetz nur die bereits vorhandene Rechtslage bündeln will und mögliche Widersprüche bei der Migration und Integration beseitigen soll, wird dabei ausgeblendet.
Des rechts Rands bewusst
Seehofer geht es weniger um konkrete Gesetzesvorhaben, sondern vielmehr um die politischen Botschaften, die damit verbunden sind. Offene Grenzen und ein Einwanderungsgesetz: Wie soll das von den Flüchtlingen aus Syrien oder Westbalkan anderes verstanden werden, als als Einladung nach Deutschland, in ein Land, in dem angeblich Milch und Honig fließen? - so seine Argumentation. Auch der bayerische Ministerpräsident weiß natürlich, dass auch die Wirtschaftskraft seines Bundeslandes nicht zuletzt nur durch zusätzliche Migration aufrechtzuerhalten sein wird - aber bitteschön nach seinen Regeln.
Seehofer folgt damit auch den Stimmungen, die seine CSU derzeit im Lande zu spüren glaubt. Wenn alle die neu entdeckte Willkommenskultur preisen, spielt man in Bayern gerne den Spielverderber. Es werde der Tag kommen, wo die Menschen die Überforderung spüren und artikulieren werden, glaubt man in München. Und dann hat man sich als CSU schon positioniert. "Wir brauchen uns als CSU keinen Vorwurf in Sachen Willkommenskultur machen lassen", sagt ein führender CSU‘ler und verweist, darauf, dass es schon immer die Rolle der CSU war, auch den rechten Rand abzudecken. Es ist Zeit das wieder zu betonen, so die Argumentation.

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