Montag, 7. September 2015

Hermsdorfer Notunterkunft für Flüchtlinge wird wochenlang gebraucht

Hermsdorf soll Pufferstation werden: Notunterkunft für Flüchtlinge wird wochenlang gebraucht













Hermsdorf. „Das hier ist keine Flüchtlingsunterkunft. Es ist eine Notaufnahme“, stellt Frank Roßner klar. Der Präsident des Landesverwaltungsamts ist Sonntag Mittag nachHermsdorf (Saale-Holzland-Kreis) gekommen und blickt auf viele noch schlafende Menschen, die auf Feldpritschen in einer spärlich beleuchteten Logistikhalle liegen. Noch am Freitagabend hieß es, die Halle werde am Wochenende nicht bezogen. Jetzt halten sich hier 236 Flüchtlinge auf. Hauptsächlich junge Männer, die meisten aus Syrien.
Bürgermeister aus Hermsdorf immer noch verärgert
Gerd Pillau ist immer noch verärgert. „Ich bin der 1. Mann am Ort und werde nicht rechtzeitig informiert. So geht das nicht“, beschwert sich Hermsdorfs parteiloser Bürgermeister ohne Vorrede beim eintreffenden Migrationsminister Dieter Lauinger(Grüne). Der entschuldigt sich nicht, sondern erklärt, selbst erst am Sonnabend um 9.30 Uhr vom Bundesinnenministerium angewiesen worden zu sein, einen Teil der aus Ungarnnach München einreisenden Flüchtlinge aufzunehmen. Lauinger: „Momentan fallen die Entscheidungen im Stundentakt.“
Entschieden wurde, einen Sonderzug mit rund 600 Flüchtlingen (keiner wusste, wie viele es genau sind) nach Saalfeld fahren zu lassen. Der Zielort Gera wurde nur deshalb verworfen, weil die Strecke dorthin nicht elektrifiziert ist. In Saalfeld wurden in der Nacht zunächst die Familien mit Kindern registriert und als erste mit Bussen nach Halberstadt inSachsen-Anhalt gebracht.
Zu dem Zeitpunkt hieß es, 280 Menschen nimmt Sachsen und etwa 150 bleiben für die Notaufnahme in Hermsdorf, wo schon am Freitag Liegen und Toiletten aufgestellt wurden. „Die Halle ist ein Provisorium, aber immer noch besser als Zelte, sagte Minister Lauingergestern.
Minister: Jede größere Immobilie wird jetzt benötigt
Das Land werde von nun an jede größere Immobilie ins Auge fassen, die irgendwie geeignet erscheint, mehr als 100 Flüchtlinge unterzubringen. Auf der Fahrt nachHermsdorf erreichte Lauinger die Nachricht, die Bundeswehr räume weitere Gebäude am Truppenübungsplatz Ohrdruf. Der Minister hofft auf etwa 400 neue Plätze dort, was eine Verdopplung der bisherigen Kapazität bedeuten würde.
Die Flüchtlinge in Hermsdorf sollen so schnell es geht in die Thüringer Erstaufnahmestellen gebracht werden. Doch Eisenberg ist mit rund 700 Menschen nach wie vor überbelegt, Suhl mit gegenwärtig etwa 1700 ebenso. In der früheren Kaserne inMühlhausen leben erst etwa 300. Zurzeit treffen täglich im Schnitt 150 weitere Asylbewerber in Thüringen ein. Deswegen werde die Halle im Hermsdorfer Gewerbegebiet als eine Art Pufferstation weiter gebraucht. Wie lange, erfuhr Bürgermeister Pillau auch am Sonntag nicht. Vermutlich wochenlang. Klar wurde nur, warum weniger Flüchtlinge nach Sachsen gebracht worden sind, als ursprünglich vorgesehen: Die Busfahrer aus Dresden hatten ihre vorgeschriebenen Lenkzeiten überschritten.





Babynahrung wird nicht gebraucht. Es kommen keine Kinder nach Hermsdorf.

In einer Logistikhalle in Hermsdorf kamen am Sonntagfrüh mehr als 150 Flüchtlinge an. Das DRK Jena Eisenberg Stadtroda hatte am Sonnabendnachmittag die Notunterkunft vorbereitet.
·         Bildrechte:OTZ / Lutz Prager

Flüchtlinge von Ungarn nach Thüringen: Vorgeschichte und Ankunft in Saalfeld bis nach Hermsdorf

Mehr als 500 Asylsuchende erreichen am Samstag mit einem Sonderzug aus Österreich den Bahnhof in Saalfeld. Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Gera/Saalfeld/Hermsdorf. Am Samstagabend gegen 20.50 Uhr ist ein Sonderzug mit 569 Flüchtlingen an Bord, darunter 21 Kinder unter zwei Jahren, in Saalfeld angekommen. Viele der Kinder, Frauen und Männer waren am Freitag in der ungarischen HauptstadtBudapest losgefahren. Die Menschen wirkten bei ihrer Ankunft erschöpft aber glücklich. Mit Beifall dankten sie den Helfern auf dem Bahnsteig, die sie in Empfang genommen haben. Vor dem Bahnhof wurden die Flüchtlinge von mehreren Hundert Menschen begrüßt.
Die Vorgeschichte in Ungarn: Tausende harren in Budapest aus
Samstag, 5. September 2015: Was in Saalfeld passierte
Sonntag, 6. September 2015: Die Ereignisse in Hermsdorf
Redaktion OTZ / 07.09.15 / OTZ
Z0R0010808766
3000 Feldbetten in der Messehalle: Flüchtlinge kommen heute in Erfurt an
0Flüchtlinge werden heute Abend in der Erfurter Messehalle ankommen. Foto: Marco Kneise
Erfurt. Thüringen stellt sich auf weitere hunderte Flüchtlinge ein. In der Messehalle inErfurt ist nach TLZ-Informationen am Nachmittag mit dem Aufbau von 3000 F eldbetten begonnen worden. Im Vorfeld hatte es zwischen dem Erfurter OberbürgermeisterAndreas Bausewein und Ministerpräsident Bodo Ramelow Gespräche zur Aufnahme der Flüchtlinge gegeben.
Landtagsabgeordnete 
 (Linke) bestätigte bei Twitter, dass mit den ersten Flüchtlingen am frühen Abend zu rechnen sei. Unter 
 können Helfer nachlesen, welche Dinge noch dringend für die Flüchtlinge benötigt werden. Zum einen wären dies Toastbrot (keine geschmierten Brote), Obst, Zigaretten sowie Schokolade, aber auch Kleidung, Decken, Hygieneartikel und Babynahrung. Bis 20 Uhr kann man die Sachspenden im Thüringen Landtag abgeben. Von dort aus werden sie dann zur Messe gebracht.
Weitere Infos folgen in Kürze.
TLZ Redaktion / 07.09.15 / TLZ
Z0R0010814674
7.09.2015 - 15:36 Uhr

EU-Plan: Deutschland soll 31.000 Flüchtlinge aufnehmen
Brüssel (AFP) - Angesichts der Flüchtlingskrise in Südeuropa soll Deutschland nach dem Willen der EU-Kommission weitere 31.443 Menschen aufnehmen. Dies ist gut ein Viertel der Gesamtzahl von 120.000 Flüchtlingen, die aus Ländern wie Griechenland umverteilt werden sollen, wie aus EU-Kreisen verlautete. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte eine "Kraftanstrengung" der gesamten EU, während aus Ungarn neue Züge mit Flüchtlingen nach München rollten.

EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker will am Mittwoch offiziell seinen Plan für verbindliche Quoten zur Flüchtlingsaufnahme in der EU vorstellen. Mit der geplanten Aufteilung von weiteren 120.000 Flüchtlingen in den kommenden zwei Jahren will die EU-Kommission vor allem Griechenland, Italien und Ungarn entlasten - die drei Länder, über die die meisten Flüchtlinge erstmals in die EU kommen. Diese Zahl kommt zu den 40.000 Flüchtlingen hinzu, deren Aufteilung bereits im Mai angekündigt worden war.
Viele EU-Staaten insbesondere aus dem Osten wehren sich gegen die Zuweisung von Kontingenten. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban nannte solche Quoten erneut verfrüht, solange die EU-Außengrenzen nicht kontrollierbar seien.
Die Kanzlerin drang indes auf ein größeres Engagement der anderen EU-Staaten. "Wir brauchen eine Kraftanstrengung der Europäischen Union", sagte Merkel. Sie kündigte an, dass sie dazu "Einzelgespräche" führen wolle. Auch die geplante Rede Junckers am Mittwoch werde gerade in den osteuropäischen Staaten eine "gewisse Dynamik" entfachen, sagte die Kanzlerin.
In München wurden heute erneut mehr als 10.000 Flüchtlinge aus Ungarn erwartet. Bereits am Wochenende waren etwa 20.000 Menschen aus Ungarn gekommen.
Frankreich soll nach den Vorstellungen des EU-Kommissionspräsidenten 24.031 der 120.000 Flüchtlinge aufnehmen, wie aus Brüsseler Diplomatenkreisen weiter verlautete. Staatschef François Hollande erklärte sich dazu umgehend bereit. Frankreich will auch Hunderte der über Ungarn nach Deutschland eingereisten Flüchtlinge aufnehmen.
Über die aktuell drängendsten Probleme zur Aufnahme von Flüchtlingen hinaus will sich Berlin auch für ein einheitliches Asylverfahren in der EU einsetzen. Darauf hätten sich CDU, CSU und SPD verständigt, sagte Merkel. "Die ganze Asylpolitik, so wie sie im Moment stattfindet in der EU, funktioniert so nicht." Die Vereinheitlichung solle "eines der großen Projekte der Europäischen Union für die nächsten Jahre sein", sagte die Kanzlerin. Merkel bekräftigte aber zugleich, dass das Dublin-Verfahren weiter in Kraft sei. Es legt fest, dass ein Flüchtling dort sein Asylverfahren durchlaufen muss, wo er erstmals den Boden der EU betreten hat.
Die Spitzen der Koalition einigten sich in Berlin darauf, den Ländern und Kommunen für die Flüchtlingshilfe im kommenden Jahr drei Milliarden Euro zusätzlich bereitzustellen. Weitere drei Milliarden Euro zusätzlich werden im Bundeshaushalt für die Versorgung und Integration von Flüchtlingen aber auch zur Krisenbekämpfung weltweit eingeplant. Asylbewerber sollen bei der Erstaufnahme "so weit wie möglich" Sachleistungen statt Bargeld bekommen. Die Liste der sicheren Herkunftsländer soll um Albanien, Kosovo und Montenegro erweitert werden.
© AFP
Auf der griechischen Insel Lesbos stieg die Zahl der Flüchtlinge auf mehr als 15.000. Die örtlichen Behörden auf der normalerweise etwa 85.000 Einwohner zählenden Insel könnten dies kaum noch bewältigen, sagte Einwanderungsminister Giannis Mousalas. Der britische Premierminister David Cameron kündigte die Aufnahme von 20.000 syrischen Flüchtlingen in den kommenden fünf Jahren an. Die Flüchtlinge sollten aus Camps in der Nähe der Grenze zu Syrien kommen, sagte Cameron.
Die libysche Küstenwache rettete nach eigenen Angaben 121 Flüchtlinge, die auf einem fahruntüchtigen Schlauchboot vor der Küste Libyens unterwegs waren. Zypern erklärte sich zur Aufnahme von 300 Flüchtlingen bereit - wobei es sich vorzugsweise um orthodoxe Christen handeln sollte, wie Innenminister Socrates Hasikos sagte.



http://www.otz.de/startseite/detail/-/specific/Reisefertige-Fluechtlinge-aus-Hermsdorf-muessen-wieder-umdrehen-1517288806

Reisefertige Flüchtlinge aus Hermsdorf müssen wieder umdrehen



Bürgermeister Gerd Pillau, DRK-Kreisvorstandschef Peter Schreiberund DRK-Referatsleiter Lutz Schulze (von links), der die Flüchtlingsunterkunft leitet. Foto: Lutz Prager

Bürgermeister Gerd Pillau, DRK-Kreisvorstandschef Peter Schreiberund DRK-Referatsleiter Lutz Schulze (von links), der die Flüchtlingsunterkunft leitet. Foto: Lutz Prager

Jena. Das Landesverwaltungsamt hat am Montag mitgeteilt, dass die ankündigte Räumung der Unterkunft und die Verlegung aller 236 Flüchtlinge in die Görmar Kaserne nachMühlhausen an diesem Tag doch nicht stattfindet. Die Flüchtlinge hatten zu diesem Zeitpunkt bereits ihre Sachen gepackt und waren reisefertig. Nun hieß es Kommando zurück, was auch dem DRK als Betreiber erneuten Organisationsaufwand bescherte.
Die bereits abbestellte Essenversorgung musste ebenso wieder aufgenommen werden wie der eingestellte Sicherheitsdienst.
Bürgermeister Gerd Pillau sagte, dass er kein Verständnis mehr habe für die Informationspolitik der Landesbehörden und ihren Umgang mit den freiwilligen Helfern vor Ort.






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