Seit einigen Jahren rücken sie so langsam wieder in den Blickpunkt einer breiteren Öffentlichkeit: Gemeinschaften, die anders leben möchten. Im Einklang mit der Natur. Autonomer. Umweltfreundlicher. Friedlicher. Menschlicher. Der zweistündige Dokumentarfilm »Ein neues Wir« stellt zehn dieser Öko-Gemeinschaften vor.
Die Suche nach Alternativen zu unserem Leben – geprägt von zu stressiger Arbeit, von zu viel Konsum, von zu viel (Sach)Zwängen und zu wenig innerer Freiheit – wird für immer mehr Menschen zu einem wichtigen Thema. Ich habe es neulich schon geschrieben: Die Menschen, denen inneres Wachstum wichtiger ist, als materieller Wohlstand, nehmen
zu (siehe auch »Kulturkreativ? Dann bist Du nicht allein!«).
Sieben Linden ist das wohl in Deutschland berühmteste Öko-Dorf
Kein Wunder also, dass auch der Blick auf die Menschen, die nicht nur über Alternativen nachdenken, sondern sie tatsächlich schon leben, immer neugieriger wird. Erst vor einigen Wochen habe ich über den Dokumentarfilm »Empire Me!« berichtet, indem verschiedene Mikro-Nationen – oder sagen wir richtiger: Lebensgemeinschaften – portraitiert werden. Ein Vergleich bietet sich an, denn zum Teil werden sogar die gleichen Gemeinschaften gezeigt.
Mein klarer Favorit ist dabei dieser Film hier – also »Ein neues Wir«. Warum? Weil der Film viel sachlicher und informativer ist. »Empire Me!« zeigt nur die skurrilen Seiten der Gemeinschaften. Man erfährt aber kaum wirklich etwas über das Leben der Menschen und ihre Lebensphilosophien. Das ist bei »Ein neues Wir« anders: der Film ist sehr viel länger (2 Stunden) und zeigt daher ausführlicher, wie ein anderes Leben funktionieren kann: von der pragmatischen, organisatorischen Seite aus gesehen – aber auch von der philosophischen, spirituellen Seite her. Das tröstet sehr gut darüber hinweg, dass der Film handwerklich nicht so gut gemacht wie »Empire Me!«.
Burg Tonndorf ist eine Genossenschaft und besonders kinderreich.
So bekommt man ein wirkliches Gefühl für die Menschen in den Öko-Dörfern – und warum sie sich zu dem Schritt entschlossen, in diese Gemeinschaften zu ziehen. Was ihre Erfahrungen dort sind. Und worin sich das Leben von unserem »normalen« Leben unterscheidet. Allen, die sich für dieses Thema interessieren, würde ich daher diesen Film hier empfehlen. Einziger »Warnhinweis«: Alle, die total allergisch auf einen spirituellen Hintergrund reagieren, werden hier wahrscheinlich mit heftigen Vorurteilen zu kämpfen haben…
Fast alle im Film gezeigten Gemeinschaften kann man übrigens auch besuchen. Einen ersten Überblick bekommt ihr auch mit folgender Liste, jeweils mit Link soweit vorhanden. Weitere Informationen liefert bspw. auch das Buch eurotopia (www.eurotopia.de). Außerdem gibt es ein wirklich tolles Google-Maps-Projekt, das nach und nach alle Öko-Gemeinschaften visualisieren will - mit Fotos, verlinkten URLs und allem Schnick und Schnack: Öko-Gemeinschaften-Weltkarte.
In Finca Terra folgt alles dem weiblichen Prinzip, deshalb sind die Häuser rund.
Schloss Glarisegg
Die schweizer Gemeinschaft am Bodensee gibt es seit 2003. Mit Seminaren und Tagungen wollen die Mitglieder nicht nur ihr Auskommen finanzieren, sondern auch »Bewusstes Sein und Leben« fördern. »> www.schloss-glarisegg.ch
La Borie Noble
Die französische Gemeinschaft lebt seit 45 Jahren nach Gandhis Philosophie. Lebensmittel und Handwerksgüter werden selbst hergestellt, wie Brot, Käse, Gemüse oder Töpfereien.
Die Finca Tierra
Die Gemeinschaft wurde von einer Frau vor mehreren Jahren gegründet und besteht heute aus 3 dauernden Mitgliedern sowie vielen Gästen. Alles basiert auf dem weiblichen Prinzip - auch die runden Häuser, die überall in den prächtigen Gärten zu finden sind.
La Borrie Noble folgt der Philosophie Ghandis. Hier wird viel selbst gemacht.
Matavenero
Verlassene Dörfer sind ein guter Startpunkt für Öko- Gemeinschaften. So auch in den spanischen Bergen von Matavenero. Heute hat die Gemeinde 70 BewohnerInnen, eine stromlose Transportseilbahn, eine freie Schule und jede Menge kreativer Ideen und Bauwerke. »> www.matavenero.org
Das Krishna Valley
Wie das Name schon sagt, finden sich in diesem Dorf »Krishna-Devotees« zusammen. Mittlerweile zählt das ungarische Ökodorf 150 Bewohner und hat einen hohen Grad an Selbstversorgung und einen geringen ökologischen Fußabdruck erreicht. »> http://krishnavalley.com
In Montavenero hat die Öko-Gemeinschaft ein verlassenes Bergdorf besiedelt. Es ist eine offizielle Gemeinde in Spanien.
Schloss Tonndorf
Die Lebensgemeinschaft ist als Genossenschaft organisiert und besitzt nicht nur das Schloss im thüringischen Tonndorf, sondern auch ein rund 15 ha großes Grundstück. Es gibt keine Vorgaben, was die Lebensgestaltung oder spirituelle Ausrichtung angeht. Aber die rund 60 Bewohner leben alle möglichst ökologisch. Außerdem ist Schloss Tonndorf ein sehr kinderreicher Platz. »> www.schloss-tonndorf.de
Das Valle de Sensaciones
Das spanische Dorf wurde von zwei Menschen gegründet und hat viele Besucher. Hier wird viel mit Anbaumethoden und Architektur der Permakultur experimentiert. So will der spanische Ort kreativen Menschen einen naturnahen Lebensstils ermöglichen. »> www.sensaciones.de
Sieben Linden
Das in Deutschland wahrscheinlich bekannteste Ökodorf hat mittlerweile 120 Bewohner und einen extrem niedrigen ökologischen Fußabdruck, was zum einen von der Bauweise herrührt (bspw. Strohballenbau) und zum anderen auch daher, dass fast alles hier geteilt und nicht besessen wird (z.B. Waschmaschinen und Rasenmäher). Sieben Linden findet mittlerweile auch bei offiziellen Stellen Beachtung, weil es zeigt, wie man ökologisch so leben kann, dass die Menschen unbedingt auf’s Land ziehen wollen ;-). »> www.siebenlinden.de
Tamera in Portugal ist u.a. Ausbildungsstätte für Friedensarbeiter.
Tamera
Diese portugisische Gemeinschaft hat sich nicht nur dem gesellschaftlich und ökologischen Experimentieren verpflichtet (z.B. gibt es hier eine große Solarforschungsstation), sondern es ist auch eine Forschungs- und Ausbildungsstätte für den Frieden. Unter dem Motto »Lokal handeln, global wirken« arbeiten und studieren hier derzeit rund 200 Menschen. »> www.tamera.org
Damanhur
Die italienische Gemeinschaft Damanhur ist mit rund 1000 Mitgliedern wohl die größte alternative Gemeinschaft - auf jeden Fall unter denen im Film gezeigten. Hier leben Menschen mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten zusammen, die u.a. auch ihre eigene Währung haben. Am beeindruckendsten ist sicherlich der riesige unterirdische Tempel mit seinen 7 Hallen: reicht bestückt mit Malereien, Edelsteinen, Mosaiken und vielem mehr. Einen ersten Eindruck liefert z.B. die digitale Online-Tour. »> www.damanhur.de
Im »Tal der Sensationen« (Valle de Sensaciones) wird viel nach den Ideen der Permakultur experimentiert.
Kaufen kann man den Film »Ein neues Wir« über die URL www.neueswir.info für 21,90 Euro. Wir wünschen viel Spaß beim schauen und natürlich Inspiration für Dein weiteres Leben ;-).
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