ARD-Doku zeigt den Werdegang von Wolfgang Schäuble
Offenburg. Schwarze Kassen, Poker um Griechenland-Milliarden und ein Attentat: Eine ARD-Doku gewährt ungewohnte Einblicke in das Leben von Wolfgang Schäuble.
Wolfgang Schäuble ist Fernsehkameras gewohnt. Der CDU-Politiker, der im badischen Offenburg lebt, ist seit Jahrzehnten im Fokus des öffentlichen Interesses. Als Bundesfinanzminister bescherte ihm zuletzt die Griechenlandkrise starke mediale Präsenz. Den Dokumentarfilmer Stephan Lamby hat Schäuble nun erstmals hinter die Kulissen blicken lassen, ihn und seine Kamera mitgenommen hinter sonst für die Öffentlichkeit verschlossene Türen. Das Ergebnis ist ein politisches Zeitdokument. Und die Persönlichkeitsstudie eines Ministers im Zwiespalt. Lambys Dokumentation "Schäuble - Macht und Ohnmacht" läuft kommenden Montag (24.8.), 21.30 Uhr, im Ersten.
"Wolfgang Schäuble ist so populär und zugleich so umstritten wie nie zuvor in seinem politischen Leben", sagte der Fernsehdirektor des für die Sendung verantwortlichen Südwestrundfunks (SWR), Christoph Hauser: "Das ist der richtige Zeitpunkt, um diesen Mann in den Blick zu nehmen, der die deutsche und europäische Politik prägend mitbestimmt." Der ARD gibt der Schäuble-Doku 75 Minuten zu guter Sendezeit. Die "Tagesthemen" werden für sie nach hinten geschoben.
Ein halbes Jahr lang hautnah dabei
"Wolfgang Schäuble erzählt sehr offen über Höhen und Tiefen seines Lebens", sagte Lamby im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Der 55 Jahre alte Filmemacher aus Hamburg plante schon seit längerem ein TV-Porträt des Bundesfinanzministers, der am 18. September 73 Jahre alt wird. Als es schließlich losging, verschärfte sich die Griechenlandkrise. Das gab den Dreharbeiten eine zuvor ungeahnte Dramatik - und prägt den Film. Es ist das erste Mal, dass Schäuble für eine Dokumentation umfassend zu den Verhandlungen Stellung nimmt.
Ein halbes Jahr lang - vom Tag der Vereidigung des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras bis in die Schlussphase der spannungsgeladenen Verhandlungen - blieben Lamby und sein Kameramann hautnah dran. Neben Schäubles engsten Mitarbeitern und den Leibwächtern waren sie die einzigen, die im Regierungsjet immer wieder mit nach Brüssel flogen. Sie waren bei internen Besprechungen dabei, bei Treffen der Eurogruppe in Brüssel und Luxemburg sowie bei Hintergrundgesprächen mit Investmentbankern in New York.
LESEN SIE AUCH:
Viele Unionsabgeordnete stimmen gegen Griechenland-Hilfen
Bei der Abstimmung über die Griechenland-Hilfen drohen der Union viele Abweichler in den eigenen Reihen. Das ist Ergebnis der Sondersitzung.
Gegensatz Schäuble und Varoufakis
Der Film dokumentiert, wie sich Schäubles Haltung zur neuen griechischen Regierung entwickelte, sich Hoffnung und Enttäuschung abwechselten. Es sind Schlüsselszenen, die das deutlich machen. Sie gewähren seltene Einblicke, zeigen Politik backstage und ungeschminkt. Zum Beispiel, als der damals neu ins Amt gewählte griechische Finanzminister Yanis Varoufakis zum Antrittsbesuch nach Berlin kommt. Die erste Begegnung der beiden, auf der Chefetage des Finanzministeriums, verläuft unterkühlt. Im Interview findet Schäuble dazu deutliche Worte.
Varoufakis, sagt er, habe einen neuen Stil in die Verhandlungen mit den internationalen Geldgebern gebracht, Einigungen damit erschwert. Die beiden, das wird klar, hatten keine gemeinsame Ebene. "Schäuble hat Varoufakis nicht verstanden", sagt Lamby: "Und Varoufakis verstand Schäuble nicht." Lamby selbst hielt auch Kontakt zu Varoufakis, interviewte ihn ausführlich in Athen und Washington.
http://www.focus.de/politik/deutschland/ard-doku-ueber-den-finanzminister-schaeuble-wusste-schon-vor-dem-ersten-treffen-er-und-varoufakis-das-passt-nicht_id_4900560.html
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen