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Interview mit dem AfD-Europakandidaten Joachim Starbatty
Jährlich eine Billion Euro für Schuldenstaaten?
Professor Dr. Dr. h.c. Joachim Starbatty, emeritierter Professor für Volkswirtschaftslehre, Vorstandsvorsitzender der Aktion Soziale Marktwirtschaft, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats und Europakandidat der AfD, äußerte sich im Interview mit Freiewelt.net zu den drastischen Folgen, die der Ankauf von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank für jährlich eine Billion Euro hätte. Dies wäre eine "völlig unvorstellbare Dimension".
Freie Welt: Herr Professor Starbatty, welchen Zusammenhang gibt es zwischen Geldmenge und Inflation?
Prof. Dr. Dr. h.c. Joachim Starbatty: Wenn mehr Geld gedruckt wird, als Waren bzw. Dienstleistungen angeboten werden, haben wir Inflation. Wenn im Mittelalter der Münzherr doppelt so viel Münzen aus demselben Schlagschatz geprägt hat, war das Inflation, erkennbar am geringeren Silber- oder Goldgehalt. Heute ist es einfacher: Man hängt einfach ein paar Nullen dran.
Freie Welt: Gibt es historische Beispiele dafür, dass die Ausweitung der Geldmenge zum Wertverlust der Ersparnisse geführt hat?
Starbatty: Die Geldgeschichte ist voll von solchen Fällen. Besonders krasse Fälle in Deutschland waren die galoppierende Inflation (Währungsreform 1923), die Sparer und den Mittelstand ruiniert hat, und die zurückgestaute Kriegsinflation (Währungsreform 1948), die mit langen Schlangen vor leeren Regalen einherging. Auch in diesem Fall sind die Spareinlagen entwertet worden.
Freie Welt: Wenn die EZB plant, wie der Presse zu entnehmen ist, Wertpapiere zum Preis von einer Billion Euro jährlich aufzukaufen, ist das eine neue Dimension?
Starbatty: Das ist wirklich eine bisher völlig unvorstellbare Dimension. Das ist auch ein Akt außerhalb des Mandats, das der EZB im Lissabon-Vertrag zugewiesen wurde.
Freie Welt: Was soll der Aufkauf bewirken?
Starbatty: Angeblich will die EZB so deflatorischen Tendenzen entgegenwirken; in Wirklichkeit übernimmt sie dann von den Euro-Banken deren marode Staatsanleihen und würde so endgültig zu einer "bad bank".
Freie Welt: Sollte der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) nicht verhindern, dass die EZB eine solche Politik betreiben muss?
Starbatty: Ja, so war es gedacht.
Freie Welt: Was bedeutet die ungebremste Ausdehnung der Geldmenge für die wirtschaftliche Stabilität und die Ersparnisse der Bürger?
Starbatty: Es gibt nur einen Grund für eine langfristig galoppierende Inflation: Die Finanzierung von Staatsdefiziten durch die Notenpresse. Bereits jetzt werden die Sparer wegen der Niedrigstzinspolitik enteignet; bei ungebremster Geldmengenausweitung wird das gesamte Geldvermögen vernichtet.
Freie Welt: Wäre der Euro eingeführt worden, wenn die Folgen bekannt gewesen wären?
Starbatty: Man konnte bei Einführung des Euro wie in einem offenen Buch lesen, dass eine Währungsunion der Ungleichen scheitern musste. Aber die Politiker wollten das nicht hören und nicht sehen.
Freie Welt: Herr Professor Starbatty, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Zuerst erschienen auf FreieWelt.net.
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