NSA hörte Hollande abDie wahre Stärke des Rechtsstaates
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Die Aufregung über den US-Lauschangriff auf Frankreich ist scheinheilig: Das Problem ist nicht, dass Geheimdienste andere Regierungen abhören. Das Problem ist, dass ihnen Ausländer als vogelfrei gelten.
Kommentar von Thorsten Denkler, Berlin
Schon süß wie sie sich jetzt aufregen in Frankreich. Der US-Geheimdienst NSA hat offenbar die gesamte Staatsspitze abgehört. Protokolle von Unterhaltungen sind jetzt auf der Enthüllungsplattform Wikileaks gelandet. Das erinnert stark an den Spätsommer 2013. Da wurde eines Tages offenbar, dass die NSA das Handy von Kanzlerin Angela Merkel abgehört hat. Große Empörung damals. Abhören unter Freunden, "das geht gar nicht", sagte Merkel.
Die Debatte in Deutschland hat sich seitdem umgekehrt. Eine der Erkenntnisse nach einem Jahr Arbeit des NSA-Untersuchungsausschusses ist: Abhören unter Freunden, das geht sehr wohl. Aus dem NSA-Ausschuss ist längst ein Ausschuss geworden, der die Umtriebe des Bundesnachrichtendienstes ausleuchtet. Oder besser: die enge Kooperation zwischen NSA und BND.
Die ging so weit, dass die NSA ihre Suchbegriffe wie Telefonnummern und E-Mail-Adressen völlig unkontrolliert auf den Analyserechnern des BND einsetzen konnte. Rechner, die mit Daten aus der Satellitenüberwachung der BND-Außenstelle in Bad Aibling und sehr wahrscheinlich auch aus der Kabelerfassung am Internetknoten Frankfurt gefüttert wurden.
Als gesichert gilt inzwischen, dass einige der Suchbegriffe auf deutsch-europäische Unternehmen wie EADS und Eurocopter sowie auf "europäische Institutionen" abzielten. Ein Zeuge im Ausschuss verplapperte sich und sprach von "europäischen Ministerien".
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Aus sicheren Quellen hieß es immer wieder, dass französische Amtsträger betroffen sein könnten. Seit längerem wird spekuliert, dass Staatspräsident François Hollande darunter sein könnte. Nach den jüngsten Enthüllungen scheint gesichert, dass nicht nur er, sondern auch seine Vorgänger Nicolas Sarkozy und Jacques Chirac belauscht wurden.
Es gibt bisher keinen Beweis, dass der BND aktiv daran beteiligt war. Allerdings ist sehr gut möglich, das die NSA den BND benutzt hat, um mit ihren Selektoren Gespräche von Hollande aus dem Datenstrom herauszufischen.
Relative Sicherheit kann es darüber nur geben, wenn die Liste mit den mehr als40 000 Selektoren zugänglich wäre. Die aber wird vom BND und dem Kanzleramt gehütet wie ein neuer tödlicher Super-Virus. Nur zwei Exemplare der Liste gibt es in ausgedruckter Form. Beide liegen in Panzerschränken von BND und Kanzleramt.
Nur eine "Vertrauensperson" soll jetzt Einblick in die Listen bekommen, um dann dem NSA-Ausschuss und dem Parlamentarischen Kontrollgremium des Bundestages Bericht zu erstatten. So will es die Bundesregierung. Und so hat es pflichtschuldig die Koalitionsmehrheit im NSA-Ausschuss beschlossen.
Sicher ist schon mal: Konkrete Namen von Personen oder Unternehmen wird die Person nicht nennen dürfen. Fraglich ist schon, ob sie die Länder nennen dürfte, auf die sich einzelne Selektoren beziehen.
Umweltenzyklika von Papst Franziskus veröffentlicht
In Sorge für das gemeinsame Haus
Klimawandel, Artenvielfalt, Trinkwasser: Diese Themen bestimmen die Umweltenzyklika von Papst Franziskus. Er wendet sich damit an "alle Menschen guten Willens" - und erklärt, warum eine ökologische Umkehr auch soziale Gerechtigkeit bedeutet.
Papst Franziskus hat die reichen Industrienationen zu einer grundlegenden "ökologischen Umkehr" aufgefordert, um globale Umweltzerstörung und Klimawandel zu stoppen. Es sei unvertretbar, dass einige "mehr und mehr konsumieren und zerstören, während andere noch nicht entsprechend ihrer Menschenwürde" leben könnten, heißt es in seiner am Donnerstag veröffentlichten Umweltenzyklika "Laudato si" (Sei gepriesen).
"Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann", so Franziskus weiter. Die rücksichtslose Ausbeutung natürlicher Rohstoffe auf Kosten ärmerer Länder, sei eine "ökologische Schuld" der Industrienationen. Einige "Höchstgrenzen der Ausbeutung des Planeten" seien bereits überschritten.
Ökologische Fragen erstmals im Mittelpunkt
Die zweite Enzyklika von Franziskus trägt den Untertitel "über die Sorge für das gemeinsame Haus". Die deutsche Version umfasst rund 220 Seiten. Zum ersten Mal stellt ein Papst damit ökologische Fragen in den Mittelpunkt eines so verbindlichen päpstlichen Dokuments. Franziskus wendet sich an "alle Menschen guten Willens".
Franziskus ruft in seiner Enzyklika unter anderem zum globalen Kampf gegen den Klimawandel auf. Es brauche "politische Programme", um den Ausstoß von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen "drastisch zu reduzieren", schreibt der Papst. Nötig seien dazu ein Ausstieg aus fossilen Energieträgern und eine schnellstmögliche Umstellung auf erneuerbare Energien.
Weitere Themen des Schreibens sind unter anderem der Erhalt der Artenvielfalt, der Zugang aller Menschen zu sauberem Trinkwasser und gentechnisch veränderte Pflanzen und Tiere. "Unseretwegen können bereits Tausende Arten nicht mehr mit ihrer Existenz Gott verherrlichen noch uns ihre Botschaft vermitteln. Dazu haben wir kein Recht", so Franziskus. Den Zugang zu sauberem Trinkwasser bezeichnet er als "fundamentales Menschenrecht" und wendet sich gegen eine "Privatisierung" dieser natürlichen Ressource, durch die Armen ausgeschlossen würden.
Zur genetischen Veränderung von Pflanzen und Tieren äußert sich der Papst zurückhaltend. Ein allgemeines Urteil sei derzeit noch nicht möglich. Nötig sei eine breite öffentliche und wissenschaftliche Debatte.
Umweltschutz mit sozialer Gerechtigkeit verbunden
Als Grund für die Umweltzerstörungen prangert der Papst ein ausschließlich auf wirtschaftlichen Profit ausgelegtes Wirtschaftssystem und hemmungslosen Konsum an. Dahinter stehe eine übersteigerte Selbstbezogenheit des Menschen, ein "despotischer Anthropozentrismus".
Franziskus macht in dem Schreiben zudem deutlich, dass Umweltschutz untrennbar mit sozialer Gerechtigkeit verbunden sei. Leidtragende der Umweltzerstörungen seien vor allem die Ärmsten. Ein "wirklich ökologischer Ansatz" sei daher immer auch ein "sozialer Ansatz".
Weiter hebt die Enzyklika hervor, dass Umweltschutz immer auch Lebensschutz sein müsse. Es sei "nicht vereinbar", die Natur zu verteidigen und Abtreibungen nicht zu verurteilen. Zudem wendet sich Franziskus sich gegen staatliche Geburtenkontrolle und Experimente mit Embryonen.
Eine Enzyklika ist ein päpstliches Lehrschreiben. Es ist an die katholische Weltkirche, gelegentlich zudem an "alle Menschen guten Willens", also auch an Nichtkatholiken, gerichtet. Enzykliken beanspruchen ein hohes Maß an Verbindlichkeit. Sie werden in der katholischen Kirche als Ausdruck der obersten Lehrgewalt des Papstes verstanden, sind aber keine unfehlbaren Lehrentscheidungen im dogmatischen Sinn.
In Enzykliken nehmen die Päpste vornehmlich zu theologischen, moralischen oder sozialen Fragen Stellung. Die meist lateinischen Anfangsworte gelten als Titel des Textes. Der Begriff Enzyklika stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Rundschreiben".
Bei der ersten Enzyklika von Papst Franziskus über den Glauben vom Juli 2013 handelte es sich nach eigener Aussage um ein "Werk der vier Hände", das auf maßgeblichen Vorarbeiten seines Vorgängers Benedikt XVI. (2005-2013) fußte. Benedikt XVI. hatte in seiner Amtszeit drei Enzykliken veröffentlicht: "Deus caritas est" (2006) über die christliche Liebe und die kirchliche Caritas; "Spe salvi" (2007) über die christliche Hoffnung und "Caritas in veritate" (2009), eine Sozialenzyklika über die ganzheitliche Entwicklung des Menschen.
Die Zahl der päpstlichen Rundschreiben beläuft sich seit Mitte des 18. Jahrhunderts auf mehrere hundert. Begründet wurde die Tradition der Enzykliken von Benedikt XIV. (1740-1758), der kurz nach seinem Amtsantritt das Rundschreiben "Ubi primum" über die Amtsführung von Bischöfen veröffentlichte.
Kälte und prickelnde Sommerwärme, Finsternis und mystisches Licht der Sonnenwende im Juni, Temperaturdifferenzen von 70 Grad zwischen dem Nordteil des Landes im Winter und dem Südteil im Sommer – das Land lebt von diesen Gegensätzen.
Wie Weihnachten als das große Fest der heimeligen Wärme im tiefsten Winter begangen wird, wird auch die astronomisch kürzeste Nacht im Jahreskreis, der längste Tag, am jeweils nachfolgenden Wochenende als Gegenpol der Dunkelheit im Norden mit großer Ausgelassenheit gefeiert.
Mittsommer 2015! Endlich beginnt die richtig warme Sommerzeit!
Die Menschen strömen hinaus ins Freie, sammeln Feldblumen und Birkenlaub und schmücken eine Maistange. Alt und Jung tanzen im Reigen um den Platz, zu den Klängen einer Fidel oder einer in althergebrachter Tracht gekleideten Spielmannsgruppe. Mädchen und junge Frauen flechten sich bunte Blütenkränze und tragen sie im Haar.
Besondere Kräfte wirken in dieser Nacht, erzählt man sich:
Getrocknete Mittsommerblumen und frischer Tau, am Morgen des Mittsommertages gesammelt, heilen nach altem nordischen Aberglauben fast sämtliche Krankheiten. Vom Baden in schwedischen Gewässern wird eher abgeraten: Der Neck (schwedisch: näcken), ein Wassergeist und wahrer Meister des Violinspiels, geht um und lockt mit seiner überirdischen Musik Unvorsichtige in den nassen Tod.
Zauber der Weißen Nächte in Schweden
Viele Ehen werden auch im Jahr 2015 wieder geschlossen in diesen Tagen, und die Sonnenwende gilt als klassische Zeit des Kennenlernens. War es doch noch vor kaum Hundert Jahren die einzige Möglichkeit für Knechte und Mägde, frei zu bekommen und andere Menschen ihres Alters außerhalb des abseits gelegenen schwedischen Gehöfts zu treffen.
Und wie jeder weiß, der mit Astrid Lindgrens Büchern und Filmenvertraut ist, sammeln Mädchen nach dem Tanz sieben verschiedene Feldblumen: Vergißmeinnicht, Margeriten, Wollgras und Timotheusgras, Veilchen, Glockenblumen und Klee von sieben umliegenden Gehöften, und legen sie sich unter das Kopfkissen. Wenn sie dies dem Volksbrauch gemäß schweigend durchführen, so geht die Sage, träumen sie in dieser Mittsommernacht von ihrem zukünftigen Liebsten.
Das ist die eine Seite...
Zügellose Mittsommer-Partys mit Schwedens 'Volksfeind Alkohol'?
Es wird auch nicht wenig getrunken in dieser Nacht. Und wie immer, wenn Alkohol im Spiel ist, steht die heile schwedische Welt nur noch auf sehr wackeligen Beinen...
Die Touristenprospekte schreiben nichts hiervon: Dass in den Tagen vor Mittsommer "systembolaget" händeringend Eltern und Erwachsene bittet, dieses Jahr doch nicht so viel Alkohol an Minderjährige weiterzugeben. Dass Mittsommer eine der schlimmsten Nächte für Polizeistreifen ist, zum Beispiel, die alle Hände voll zu tun haben, besoffene Jugendliche in Schach zu halten, Schlägereien auf beliebten Festplätzen zu verhindern und Vergewaltigungen zu protokollieren; jedenfalls im Umfeld der Großstadt Stockholm, die sich auch in der Kriminalstatistik in den letzten Jahrzehnten immer mehr dem internationalen Standard angleicht. Da viele Schweden jetzt ihren Sommerurlaub beginnen und sich ins Auto setzen, führt das Mittsommerwochenende auch die Verkehrsopfer-Statistik des Jahres ganz oben mit an.
Männliche Jugendliche haben die alten Bräuche mißverstanden und glauben vielleicht — während sie in dieser heidnischen Nacht das Wikingerblut ihrer Vorfahren in sich aufwallen fühlen — sie müßten sieben Mädchen mit sieben unterschiedlichen Kondomen...
Aber nein, so schlimm ist es natürlich nicht! Doch die Jugend hat heute eine andere Auffassung vom Mittsommerfest als ihre Großeltern aus dem schwedischen Volksheim. In Cliquen ziehen sie losnach Öland oder auf kleine Inseln in den Schären, auf Campingplätze oder an ein friedliches Stück Strand am See, und trinken, feiern, hören Musik, raufen ein bißchen, und ... naja, jedenfalls glauben auch viele Schulmädchen, dass diese Nacht die beste Gelegenheit ist, endlich ihre Unschuld zu verlieren. Der Zauber einer nicht enden wollenden und trotz allen Alkohols sehr romantischen Nacht wirkt halt auch auf die Hormone, und so werden auch im Alltag eher schüchterne junge Frauen aktiv; oder zumindest so zweideutig passiv, dass es schon aktiv mehrdeutig ist.
All dies spielt sich in der Mittsommernacht ab, während die Touristenbüros Augen und Ohren zuhalten und weiterhin das Märchen von der unschuldigen jungen Schwedin im weißen Sommerkleid und mit Blumen im Haar erzählen.
Ewige Sonne, helle Mittsommernächte in Stockholm und Uppsala?
In Süd- und Mittelschweden, also deutlich unterhalb des Polarkreises, gibt es noch keine richtige Mitternachtssonne. Dennoch geht keiner schlafen in dieser Nacht. Der warme Abendwind hält die Menschen munter, das nachmittäglich helle Licht der skandinavischen Sonne scheint lange, so wunderbar lange. Und dann sitzt man am Ufer, das Gesicht nach Norden gewandt. Es ist eine Selbstverständlichkeit, nach dem Verschwinden der Sonne zu wachen und mit dabei zu sein, wenn sie zwei Stunden später unweit der Stelle wieder aufgeht, an der sie zögerlich hinter den Horizont abtauchte.
Mittsommer in Deutschland büßt wegen der südlicheren Position auf dem Globus leider viel vom einzigartigen Zauber nordischer Sommernächte ein, und so wird das magische Ereignis Sommersonnenwende (SSW) kaum gefeiert – außer von heidnisch angehauchten Gruppierungen (beispielsweise an den Externsteinen bei Horn / Detmold im Teutoburger Wald), konsummotiviert im IKEA, oder auf kleineren Zusammenkünften Fernweh-geplagter Schwedenfans.
Daten und Fakten zu midsommar
Das moderne Berufsleben fordert seinen Tribut von den alten Bräuchen. Genau genommen steht die Sonne am 21. Juni am höchsten, wenn sie bei 23,4° Breite den nördlichen Wendekreis erreicht. Dieser längste Tag markiert deshalb den astronomischen ("kalendarischen") Sommeranfang. Anstatt tatsächlich die kürzeste Nacht zu zelebrieren, wie in vorchristlichen Zeiten, oder das Johannisfest (24.06.) wie früher, wird seit der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts Mittsommer immer am darauffolgenden Wochenende gefeiert, falls die Sonnenwende nicht schon auf ein Wochenende fällt.
Der Freitag, also Mittsommerabend oder Mittsommernacht (auf schwedisch: midsommarafton) ist zwar kein gesetzlicher Feiertag mehr in Schweden; doch spätestens ab Mittag arbeitet niemand mehr. Denn abends findet auf dem Land ja der Tanz um den Mittsommerbaum oder Majbaum (schwedisch: midsommarstången) statt, tagsüber muss der Baum geschmückt und das Fest vorbereitet werden.
Der eigentliche Mittsommertag (schwedisch: midsommardagen) fällt laut Gesetz immer auf den Samstag zwischen 20.6. und 26.6., je nach Datum der kürzesten Nacht des Jahres. Er gilt als offizieller schwedischer Flaggentag und geht eher ruhig vor sich: Man schläft aus und erholt sich vom Vorabend; wie es sich für einen gesetzlichen Feiertag gehört.
Zu Essen gibt es beim Mittsommerfest traditionell neue schwedische Dill-Kartoffeln mit Sauerrahm, dazu Hering (schwedisch: sill), frischen Schnittlauch und Knäckebrot; oder man bringt sich ein anderes schmackhaftes Picknick mit zum Festplatz, grillt vielleicht ein paar Würstchen für selbstgemachte varmkorv, die schwedischen Hotdogs. Und danach der Schweden liebster Nachtisch: Schwedische Erdbeeren mit Schlagsahne!
Die Mittsommer Feier im Skansen ist sehr wahrscheinlich die größte im ganzen Land. Hier Treffen sich sehr viele Stockholmer und Touristen um die Sommersonnenwende zu Feiern. Die Mittsommer Feier findet nicht unbedingt am 21. Juni statt, sondern immer an dem Freitag, der dem 21. Juni am nächsten kommt. Viele Schweden tragen Ihre Trachten und was unbedingt dazu gehört sind Haarkränze aus Birkenästen. Wir haben aber auch sehr künstlerische und aufwendige Blumenkränze gesehen. Als wir am Skasen eintrafen war schon sehr viel Betrieb und sehr viele hatten einen großen Picknickkorb und Liegedecken mit dabei und bereiteten sich gemütlich auf die Feier vor. Der Ablauf der Mittsommer Feier ist wie folgt: Zuerst wird der Maibaum aufgestellt und anschließend tanzt, oder besser gesagt läuft, man im Kreis zu traditioneller Volksmusik um den Maibaum herum. Nachts werden dann große Mittsommerfeuer angezündet und es wird feucht fröhlich weiter gefeiert. In Stockholm haben wir keine Feier mit einem großen Feuer gefunden, eventuell hätte man dazu ins nähere Umland fahren müsse, aber da wir unseren kleinen Sohn mit dabei hatten wäre das sowieso nicht sehr spät geworden. Dem Aberglauben nach sollen junge Mädchen sieben verschiedene Sorten Blumen in der Mittsommernacht unter ihr Kopfkissen legen und im Traum wird ihnen dann Ihr zukünftiger Gatte erscheinen.
Links: Die traditionellen Birkenkränze im Haar Rechts: Das große Picknick vor der Feier
Der Maibaum wird aufgestellt mit anschließendem Tanz darum.
Garmisch-Partenkirchen
- An diesem Samstag brennen die
Johannifeuer rund um Garmisch-Partenkirchen.
Bei Einbruch
der Dunkelheit geht es los: Mit literweise Öl bepackt, machen sich viele
Einheimische auf den Weg nach oben - zu den Berggipfeln der Region. Die
Johannifeuer werden entzündet. Ein verbreiteter Brauch im Raum
Garmisch-Partenkirchen. „Jedes Jahr am 23. Juni brennen die Feuer auf den
Bergen“, erzählt Josef Karg.
Der
Garmisch-Partenkirchner lebt diese Tradition seit seiner Jugend. „Mit 13 Jahren
war ich das erste Mal dabei.“ Jetzt ist er 53. Der alteingesessene Garmischer
geht traditionell auf den Kramer. Am Grat brennen die Feuer. Für die
verschiedenen Plätze gibt es eine Art Hierarchie: „Ich hab’ ganz unten mit dem
Feuer angefangen und mich dann bis zum Gipfelkreuz hochgearbeitet‘“, erzählt
Karg.
Er selber
hat vor ein Paar Jahren den höchsten Punkt aber wieder abgegeben, „um den
jüngeren Generationen die Chance zu geben“. Der Kramergipfel ist es auch, der
„den Startschuss“ gibt. Brennt das Feuer ganz oben, sind nachfolgend erst der
Schafwankl, Mittergern und der Königsstand an der Reihe.
„Meist nimmt
man ein aufgeschnittenes Stahlblechfass, füllt es mit Rapsöl und zündet das
Ganze mit einem Leinentuch an“, sagt Karg. Recht bequem - verglichen mit
früher. „Ältere Generationen haben immer erzählt, wie mühsam es gewesen ist,
das Holz nach oben zu schaffen - vor allem wenn man oberhalb der Baumgrenze
stationiert war“, erinnert sich Andreas Baumann vom Werdenfels Museum. Bei
Regen oder schlechter Sicht fällt das Spektakel ins Wasser, doch das passiert
selten. „In meinen 40 Jahren ist es nur zweimal ausgefallen“, erinnert sich
Karg. Und wenn doch? „Wird es auf gar keinen Fall verschoben!“ Dieser Meinung schließt
sich Anton Vogg an. Er ist einer der passionierten Anzünder in Grainau. „Bei
uns geht es nur um die Tradition. Es ist keine Tourismusveranstaltung wie in
Österreich.“ In Ehrwald nehme man es mit dem Datum auch nicht so genau. „Die
machen’s, wenn das Wetter passt.“ Viele Einheimische und Besucher staunen Jahr
für Jahr, sobald die lodernden Flammen aus der Dunkelheit hervorleuchten. Damit
wird der Geburtstag von Johannes dem Täufer geehrt. „Der Brauch stammt noch aus
der heidnischen Zeit“, erzählt Baumann. „In Mundart spricht man vom
Sommer-Hansel.“ Sein Pendant ist der Winter-Hansel am 27. Dezember. Die
Gedenktage sind Symbol für die Sonnenwende. Während der Geburtstag von Johannes
dem Täufer am 23. Juni das Zeichen für die kürzer werdenden Tage ist, gilt es
beim Geburtstag vom Apostel Johannes genau umgekehrt: „An den Evangelisten
erinnert man am 27. Dezember - also dann, wenn die Tage wieder länger werden“,
erklärt Baumann.
Seit
Generationen wird Johannes der Täufer in der Gegend sehr verehrt: „Früher hat
in der Nacht von 23. auf 24. Juni die ganze Nacht die Glocke der Farchanter
Kirche geläutet“, erinnert sich der Museumsleiter. Auch wenn die Verehrung des
Heiligen „nicht mehr an erster Stelle steht“, wie Baumann findet, so hat sich
der Brauch doch über die Jahrhunderte erhalten. Und viele Einheimische machen
sich auch an diesem Samstag wieder auf den Weg und bringen die Berggipfel rund
um Garmisch-Partenkirchen zum Leuchten.
Ein Feuer mitten in der Stadt: Im
Mittelalter führte die Sommersonnwende immer wieder zum Großbrand. Inzwischen
ist die Sicherheit wichtiger geworden. Und der Spaß. Aus dem Brauch ist ein
Event geworden - mit Grill und Mutproben.
Von Hans Kratzer
Unser Klima spinnt, und deshalb
haben die Menschen im weihnachtlichen Bayern des Jahres 2012 luftig
bekleidet die Straßencafés bevölkert und die milde Luft genossen. Diesen
Komfort zur Wintersonnenwende aber büßten sie, indem sie danach ewig lang einem
hartnäckigen Sauwetter ausgesetzt waren. Erst jetzt, kurz vor der nächsten
Sonnenwende, hat sich der Sommer eingestellt, sodass wenigstens die alte
Bauernregel Gültigkeit behalten könnte: "An Johanni trocken und warm, das
macht keinen Bauern arm." Doch leider soll es schon wieder regnen.
Es gibt nur wenige Tage im
Jahreslauf, die von einer solchen Fülle an Spruchweisheiten und Mythen umrankt
sind wie der Johannistag (24. Juni), der auch die Sommersonnenwende markiert.
"Du bist so lang wie der Tag an Johanni!" Mit solchen Redensarten
wurden einst groß gewachsene Menschen geneckt, und jeder verstand die aus der
Konnexität von Sonnenstand und Physiognomie abgeleitete Ironie.
Immerhin prägten die bereits um St.
Vitus (15. Juni) einsetzenden Sonnwendtage das Denken und Handeln der Menschen
seit jeher - bis hin zum Bau der Steinkreise von Stonehenge, deren Konstruktion
genau auf die Sonnenwende ausgerichtet ist. Ähnlich verhält es sich bei den in
Bayern entdeckten Sonnentempeln aus dem 5. Jahrtausend vor Christus.
Gerade diese prähistorischen
Anlagen belegen, dass die Verknüpfung des längsten Tages im Jahr mit religiösen
Handlungen damals eine wichtige Rolle gespielt hat, besonders im Verbund mit
jenem magischen Licht, das in Gestalt des Sonnwendfeuers bis in die
Gegenwart hereinleuchtet.
Sinnbild
existenzieller Hoffnungen und Ängste
Schriftlichen Quellen aus dem
Mittelalter wie etwa der Münchner Stadtkammerrechnung von 1401 ist zu
entnehmen, dass sogar mitten in den Städten ausgelassene
"sunbentfeuer" gefeiert wurden. Allerdings wird darin so manche
Brandkatastrophe ihren Ausgang genommen haben, weshalb diese Sonnwendfeuer oft
verboten wurden. Auf Dauer konnte die Obrigkeit diesen Brauch aber nicht
unterdrücken, denn dazu loderte in ihm eine allzu schicksalhafte Kraft.
Gerade für den von den Launen der
Natur abhängigen Bauernstand war das Feuer Sinnbild existenzieller Hoffnungen
und Ängste. Wie schnell man der Bevölkerung diesbezüglich ein schlechtes
Gewissen einreden konnte, zeigt der folgende Spruch: "Sunnwendfeuer,
Sunnwendfeuer / Der Howan (Hafer), der is teua! / Wer koa Holz zum Feua gibt /
Erreicht das ewige Leben nicht."
Solche Verse proklamierend zogen
Holzsammler von Haus zu Haus, damit der Holzstoß durch die erbettelten Gaben
möglichst mächtig wurde. Die Sentenzen sind längst vergessen, die Sonnwendfeuer
aber nicht. In ganz Europa leuchten sie in der Woche vor und nach Johanni sowie
Peter und Paul (28. Juni). Dementsprechend heißen sie auch Johannis-
oder Petersfeuer.
Ausgerechnet die Energiewende
gefährdet nun den alten Feuerbrauch. Immer mehr Hackschnitzelheizungen müssen
gefüttert werden, was die Holzpreise nach oben treibt. "Da wird selbst aus
alten faulen Balken plötzlich wertvolles Brennholz", sagt Bernhard Empl
vom Maschinenring in Erding.
Kein Wunder, dass es sich
Waldbesitzer gut überlegen, ob sie ihr Holz für ein Johannisfeuer spenden oder
es profitabel verkaufen. Immer mehr Vereine inserieren deshalb in
Lokalblättern: "Erbitten Holzspenden für Sonnwendfeuer!"
Petersfeuer mit
Steak
Unabhängig davon haben sich viele
Sonnwendfeuer längst zu einem von Vereinen organisierten Event gemausert. Die
Landjugend im oberbayerischen Schwindkirchen lädt an diesem Freitag explizit
zum Petersfeuer mit Barbetrieb ein. Vielerorts werden die Besucher mit
Getränken und Steaks vom Grill verwöhnt. Die Urerfahrung des Feuers, aufs
Angenehmste verknüpft mit Nacht und Kulinarik, macht die Sonnwendfeier zum
Erlebnis für die ganze Familie. Manche Besucher verknüpfen damit auch
esoterische Vorstellungen.
Mit der manchmal postulierten
Rückbesinnung auf germanische Wurzeln tut man dem Sonnwendfeuer aber keinen
Gefallen. Denn die Nazis hatten die Sonnwendfeiern missbraucht, um ihre
Ideologie zu transportieren. Diese unselige Vereinnahmung hat den Brauch nach dem
Krieg diskreditiert.
Erst in den 1970er-Jahren wurde er
wieder populär, aber die lange christliche Tradition der Johannisfeuer war da
schon fast in Vergessenheit geraten. Der religiöse Ursprung des Brauchs steht
heute im Hintergrund, ein Phänomen, das freilich auch bei den christlichen
Hauptfesten Weihnachten und Ostern zu beobachten ist.
Ursprünglich hängt der Begriff
Johannisfeuer mit Johannes dem Täufer zusammen, dessen Gedenktag auf den 24.
Juni fällt. "Der Johannistag wurde bewusst in die Nähe der Sonnenwende
gelegt", sagt Michael Ritter, der Brauchtumsexperte des Landesvereins für
Heimatpflege. Der Historiker Reinhard Falter hält Johannes als Hauptfigur der
Sommersonnenwende sogar für den Nachfolger eines heidnischen Sonnengottes.
Das ist aber nicht der Grund, warum
Pfarrer nur noch selten das Feuer segnen. Dafür springen hie und da
unerschrockene Paare Hand in Hand über die Glut. Das ist eine alte Sitte, mit
der früher eine glückliche Zukunft beschworen wurde, analog zu dem
Versgedanken: "Sunnawend, Sunnawend, dass mi net 's Feier brennt, dass i
bald z'heiraten kumm, drum tanz und spring i drum." Ritter vermutet:
"Heute tendiert der Sprung wohl mehr in Richtung Gaudi und Mutprobe."
Von religiösen Vorstellungen sei die Gesellschaft beim Sonnwendfeuer schon zu
weit weg.
Einige Johannis-,
Berg- und Sonnwendfeuer:Ebersberg, Ludwigshöhe (Freitag,20.45 Uhr);
Gilching, Leitenweg (Freitag, 21 Uhr); Schafhof bei Freising
(Samstag,21.30 Uhr); Steinebach/Wörthsee (Freitag, 21 Uhr);
Bernried, beim Kloster (Samstag, ab 17 Uhr); Heiglkopfgipfel beim
Blomberg (Samstag, 22 Uhr); Wolfratshausen, Floßlände (Samstag, ab 17 Uhr);
Eurasburg (Samstag, 18 Uhr); Bergfeuer auf dem Waxensteinkamm,
Grainau bei Garmisch-Partenkirchen (Sonntag, 21 Uhr). Bei Regen
Absagen/Terminverschiebungen möglich.
Am 21. Juni werden rund um die Tiroler Zugspitz Arena
wieder Bergfeuer entzündet. Manche Motive der Sonnenwendfeuer sind so
gigantisch, dass bis zu 800 Feuer für ein Bild entfacht werden müssen.
Die Wettervorhersage am 20. Juni lautet: "In den
kommenden Tagen ist warmes, sonniges Wetter kein Thema mehr inTirol. Es wird abwechslungsreicher. Regen- und Gewitterhäufigkeit
nehmen zu." Die Zugspitz Arena, ein 360-Grad-Talkessel rund um Ehrwald,
Lermoos und Biberwier, verschwindet mehr und mehr hinter einer weißgrauen
Nebelwand.
Kreuze, Madonnen, Herzen oder Hirsche
14 Jahre war er alt, als er das erste Mal mit Feuer und Flamme beim Entzünden der Lichter dabei sein durfte. Später wurde er Tischler und zeichnet seitdem die einzelnen Motive für die Ehrwalder Bergfeuergruppen. "Wir brennen keine Scheiterhaufen ab", erzählt der 50-Jährige, "sondern entwickeln vorrangig religiöse und Tier-Motive."
Bergfeuer gab es in Tirol schon vor Jahrhunderten. Es handelte sich um einfache Reisigstapel. In vielen Orten werden noch heute Herz-Jesu-Feuer entzündet, um an den Schwur auf das Herz Jesu 1796 zu erinnern, als die Tiroler von napoleonischen Truppen bedroht waren.
"Dieser Brauch steht bei uns nicht im Vordergrund, sondern es sind Sonnwendfeuer", sagt Somweber und erklärt: "Mit der Motivplanung beginnen wir im April. Themen sind Kreuze, betende Hände, Madonnen, Herzen, Hirsche, Rehe, Bären. Von der Figur mache ich eine Zeichnung. Dann wird auf dem Berg die entsprechende Größe ausgemessen. Durch die Hangneigung verschiebt sich der Blickwinkel aus dem Tal. Also muss das Bild in die Länge gezogen werden, um es in der Nacht klar erkennen zu können, weil die Betrachter schräg auf den Berg schauen."
Bilder mit bis zu 800 Feuerstellen
An den rund 20 ausgewählten Stellen wird eine Woche vor dem geplanten Termin eine Schnur als Längsachse gespannt. "Dann stecken wir an den Enden und Verbindungsstücken kleine Fähnchen. Als Leuchtmittel verwenden wir je nach Ortsgegebenheiten zwei unterschiedliche Materialien", sagt Somweber.
Eine Möglichkeit ist, zwei ineinandergestellte, biologisch abbaubare weiße Kunststoffbecher – Modell "Coffee to go" – mit Rapsöl zu füllen. Der umgedrehte Deckel dient als Schale fürs Benzin. Diese Variante bewirkt ein schwächeres Feuer, leuchtet dafür aber bis zu fünf Stunden. Sie kommt hauptsächlich an Grashängen zum Einsatz.
Die Alternative sind kleine Plastiksäckchen, gefüllt mit Holzspänen oder Sägemehl, das mit Rapsöl vermischt ist. Sie geben ein helleres, stärkeres Licht, das jedoch nur maximal eineinhalb Stunden brennt. Am Tag des Sonnwendfeuers steigen die einzelnen Gruppen morgens auf die Berge rund ums Tal und stellen die Säckchen oder Becher auf, sodass sie die gewünschte Figur ergeben.
Bis zu 150 Meter sind die Motive lang. Mache können auch Ausmaße von 100 mal 300 Meter haben. Je nach Bildgröße benötigt man 150 bis 800 Feuerstellen. Als Wahrzeichen lebendigen Brauchtums gehören die Bergfeuer seit 2010 zum immateriellen Unesco-Kulturerbe Österreichs.
In wenigen Minuten 1700 Höhenmeter überwunden
Die Prophezeiung für den 21. Juni scheint zu stimmen. Die Nebelschwaden sind noch undurchsichtiger geworden. Am späten Vormittag wird sich entscheiden, ob die Feuer um 22 Uhr entzündet werden können oder nicht. Bis dahin bleibt Zeit für eine Fahrt zur Zugspitze, dem Grenzberg zwischen Deutschland und Österreichund Deutschlands höchstem Gipfel.
Von Ehrwald aus dauert die Tour mit der Tiroler Zugspitzbahn, einer Seilbahn, die 100 Personen pro Kabine befördern kann, nur zehn Minuten. "Oben angekommen, sollte man zunächst im Zeitlupentempo gehen", rät Bergwanderführerin Ingrid Voelk. "Sonst wird die Luft knapp. Man bekommt Kreislaufprobleme. Denn innerhalb weniger Minuten werden 1700 Höhenmeter überwunden", sagt sie.
Durch einen glasüberdachten Gang können Gipfelstürmer zwischen Österreich und Deutschland hin- und herwandern. Doch egal, auf welcher Seite man steht, der Vier-Länder-Fernblick auf zahlreiche schneebedeckte Zwei- und Dreitausender endet an der Nebelwand.
Die "Faszination Zugspitze" beschränkt sich zunächst auf das gleichnamige Erlebnismuseum, in dem die Erstbesteigung des Berges 1820 und der Bau der Zugspitzbahn dargestellt sind. Plötzlich geschieht das Wunder. Die Sonne schiebt die Wolken zur Seite, gibt die Sicht frei aufs goldene Gipfelkreuz in 2962 Metern Höhe. Wie ein Lauffeuer spricht es sich herum, dass das glühende Schauspiel am Abend stattfinden wird.
Die Felsspitzen glühen purpurfarben
Also nichts wie raus aus dem Schnee und noch etwas Frühlingsluft bei einer Wanderung um den fast 1700 Meter hoch gelegenen Seebensee genießen. Vor einigen Jahren wurde dieser Hochgebirgssee zum schönsten Fleck Europas gekürt. Mal schillert er grünlich, dann wieder hellblau, und manchmal spiegelt sich das Wettersteinmassiv mit der Zugspitze im glasklaren Wasser. Am Wegesrand leuchten gelbe Butter- und Trollblumen, blauer Enzian und violettes Knabenkraut. Baldrian und wilder Thymian versprühen ihren betörenden Duft.
"In der Zugspitz Arena treffen sich vier Gebirgszüge", sagt Ingrid Voelk und zählt sie auf: "Wettersteingebirge mit Zugspitze, Ammergauer Alpen, Lechtaler Alpen und die Mieminger Kette mit der Sonnenspitze."
Den besten Blick auf die Feuerbilder genießt man nicht von einem der Berge aus, sondern im Talkessel. Über diesem hat sich nach der Abfahrt mit der Ehrwalder Almbahn gerade wieder eine Nebeldecke ausgebreitet. Doch ein zweites Wunder geschieht. Kurz vor Sonnenuntergang beginnen die Felsspitzen rund um die Arena purpurfarben zu glühen.
Die Kalk- und Schneewände reflektieren das Dämmerungslicht. Der Himmel reißt auf. Der Vollmond zeigt sich in voller Pracht. "Dort glimmen die ersten Lichter", schallt es über die Wiesen. Nach und nach erscheinen ein Steinbock, eine Madonna, eine Waage, ein Doppelkreuz, eine Rose, ... 8000 einzelne Feuerstellen erhellen die nächtliche Bergwelt. Die Zuschauer in der Zugspitz Arena applaudieren begeistert. Und nach der kürzesten Nacht des Jahres beginnt am nächsten Morgen endlich der Sommer.
Jährlich zur Sommersonnenwende werden auf den Berggipfeln Tirols Feuer entzündet. Ein Schauspiel, welches gleichermaßen Einheimische wie Gäste in seinen Bann zieht. Sonnwendfeuer gehören zu den am weitest verbreiteten Bergfeuerbräuchen im Alpenraum und werden um den 21. Juni, dem längsten Tag im Jahr, entzündet.
Die Feuer zur Sommersonnenwende weisen vorchristliche Wurzeln auf. So zeigten bereits die Kelten, wie alle markanten Punkte im Jahresverlauf, auch die Sommersonnenwende durch Feuer auf den Höhen an. Diese Bergfeuer hatten die Funktion eines Kalenders, sie signalisierten den Zeitpunkt von Aussaat und Ernte, von Aktivität und Ruhe, von Bitte und Dank an die Götter. Letztlich sind diese Feuerbräuche wahrscheinlich im Sonnenmythos zu suchen, wonach es für die Sonne eine ganz besondere Anstrengung bedeutet, Schwellenmomente zu überwinden. Um sie dabei zu unterstützen, zündeten die Menschen Feuer an.
Eine Besonderheit stellen in Tirol die so genannten Herz-Jesu-Feuer dar, die ebenfalls zur Zeit der Sommersonnenwende entzündet werden. Ihr Ursprung geht auf die Zeit der Christianisierung zurück, als die Kirche das Fest der Sommersonnenwende durch jenes der Geburt Johannes des Täufers am 24. Juni ersetzte (vor Einführung des Gregorianischen Kalenders war der 24. Juni der Tag des höchsten Sonnenstandes, der sich dann auf den 21. Juni verschob) – aus den Sonnwendfeuern wurden die Johannesfeuer.
In zahlreichen Tiroler Orten wird die Sonnenwende groß gefeiert. Besonders eindrucksvoll begeht die Tiroler Zugspitzarena die kürzeste Nacht des Jahres. Auf den umliegenden Berggipfeln rund um Ehrwald werden rund 8.000 Feuer mit unterschiedlichsten Symbolen entzündet und unterstreichen so die besondere Mystik der Sonnwendnacht. Diese Feuer zählen sogar zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO.
Werner Flörl / 18.06.2015 „Auch in Innsbruck finden die Sonnwendfeuer am 20.06. ...“ö Alle Kommentare ansehenö
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05.06.2015 Veranstaltung
Rund um die Sommersonnenwende (20./21. Juni) werden viele Orte in den Alpen von einer ganz besonderen Kulisse eingerahmt. Die meisten Bergfeuer leuchten am Samstag 20. Juni als Sonnwendfeuer von den Bergen herab. Am Dienstag 23. Juni sind es dann die sogenannten Johannifeuer.
Im Folgenden finden Sie Tipps, wo man Sonnwendfeuer in den bayerischen und angrenzenden Bergen anschauen kann. Und welchen historischen Hintergrund dieses Brauchtum hat.
Bei schlechtem Wetter werden die Feuer meist eine Woche später entzündet. Vor einer Anreise informieren Sie sich am besten bei den angegebenen Informationsquellen.
Je nach Region und Ortschaft sind ganz spezielle Traditionen entstanden. Während zum Beispiel im Ehrwalder Zugspitzgebiet figürliche Darstellungen zu sehen sein werden, wird man vom Tiroler Ellmau aus Feuerketten an den scharfen Graten des Wilden Kaisers beobachten können.
Zur Geschichte der Bergfeuer
Hinter den Sonnwendfeuern stehen zum Teil lange Traditionen. In Bayern werden Bergfeuer oftmals als Johannifeuer bezeichnet und nicht direkt zur Sommersonnenwende entfacht, sondern in der Johannisnacht. Das ist die Nacht auf den 24. Juni, den Gedenktag der Geburt von Johannes dem Täufer. Im Werdenfelser Land finden die Johannifeuer entsprechend nicht am kommenden Samstag, sondern erst am Dienstagabend statt. Die Tiroler Herz-Jesu-Feuer gehen auf den Herz-Jesu-Schwur im Jahr 1796 zurück, mit dem die Tiroler Einheit im Kampf gegen Franzosen und Bayern hergestellt werden sollte. Zum Zeichen des Schwurs wurden damals Bergfeuer angezündet. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstand an vielen Orten in Tirol der Brauch, Sonnwendfeuer in Erinnerung an diesen Schwur als Herz-Jesu-Feuer zu feiern.
Johannifeuer in Grainau am 23. Juni 2015
Im Werdenfelser Land brennen die Feuer nicht am 20. Juni, sondern erst am Vorabend des Johannitages, d.h.amDienstag 23. Juni. Besonders schön sind diese in und um Grainau zu sehen. Mehr Infos dazu aufwww.grainau.de
Bergfeuer im Tiroler Zugspitzgebiet - das UNESCO-Kulturerbe
Am Samstag 20. Juni 2015 zeigen über 20 Bergfeuer-Gruppen bis zu 200 m hohe Motive. Der Talkessel rund um Ehrwald, Lermoos und Biberwier ist dafür die perfekte Kulisse. Seit 2010 zählen die Bergfeuer der Tiroler Zugspitz-Arena sogar zum immateriellen UNESCO Kulturerbe.
Die Sonnwendfeuer kann man am Samstag 20. Juni 2015 auch auf Brauneck und Wallberg bestaunen. Ein Abstieg im Schein der Stirnlampe ist nicht notwendig, die Bergbahnen sind durchgehend bis Mitternacht in Betrieb.
Das Brauneck-Gipfelhaus des DAV lädt zur Übernachtung ein.
Sonnwendfeier auf der Kampenwand
Am 20. Juni 2015 gibt es eine Feier mit großem Bergfeuer und Alphornbläsern. Dazu tolle Blicke auf die Feuer im Priental und zu den Feuerketten der österreichischen Bergen. Die Seilbahn fährt durchgehend bis 24:00 Uhr.
Die Sommersonnenwende hat in Tirol eine lange Tradition und ist ein wahres Schauspiel. Auf den Bergen werden Feuer entzündet um die Kraft der Sonne zu verstärken und Böses von Mensch und Tier fernzuhalten.
Die Bergbahnen in Hopfgarten, Söll und Scheffau fahren amSamstag 20. Juni 2015 auch abends. Mehr Infos dazu aufwww.skiwelt.at .
Einen Logenplatz über dem Inntal nimmt dieVorderkaiserfeldenhütte ein. Sie öffnet am 11. Juni mit neuen Pächtern.
Das Besondere: Sonnwend-Rundfahrt auf dem Achensee
Ein besonderes Erlebnis ist die nächtliche Sonnwend-Rundfahrt mit dem Achenseeschiff. Besonders hell leuchtet meist der Rotspitz im Rofan. Die Fahrt beginnt am 20. Juni 2015 in Pertisau, mehr Infos unter https://www.achensee.com.
Berge in Flammen in den Loferer und Leoganger Steinbergen
Am 20. Juni 2015 sind auf den Bergketten der Steinberge und des Steinernen Meeres zahlreiche Sonnwendfeuer zu sehen. In Saalfelden ist auch noch ein Feuerwerk angekündigt. Die Asitz-Bergbahn ist bis 24:00 Uhr in Betrieb.
AKTUELLER BEITRAG
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