Der Münchner Polizeisprecher wurde binnen Tagen deutschlandweit bekannt. Er hielt die Menschen in Live-Schalten nach dem tödlichen Amoklauf im Olympia-Einkaufszentrum auf dem aktuellen Stand: ruhig, abgeklärt und professionell. Nun blickte der Polizist bei Frank Plasbergs „Hart, aber fair“ zurück auf diesen extremen Einsatz: „Ich bin etwas eiliger in die Arbeit gefahren“, erinnert er sich. Schon auf dem Weg zum Einsatzort wurde Marcus da Gloria Martins klar, dass er es in den nächsten Stunden und Tagen mit einer Tat größerer Dimension zu tun haben wird.
„Dann stellt man fest, dass die Menschen sich ganz abweichend von dem verhalten, wie man das normalerweise kennt.“ Als Polizist habe er sehr schnell ein Gefühl dafür, was das Grundrauschen in der Stadt“ sei. Und an diesem Abend war die Angst allgegenwärtig. „Wenn Menschen grundlos das Laufen beginnen, zeigt sich, dass es bereits tief in den Köpfen der Menschen angekommen ist“, erfasste er die psychologische Dimension der Nachrichtenlage.
Seine Herausforderung sei es gewesen, „mit rationalen und sachlichen Argumenten gegen Meinungen, Stimmungen und Ängste ansprechen“. „Sie sind als Polizei in einem Chor von Meinungsmachern eine Stimme. Klar, wir sind der Bariton....
Aber wenn Sie übertönt werden, haben Sie ein Problem.
Auf die Nachfrage Plasbergs, weshalb von bis zu drei Tätern und Langwaffen gesprochen wurde, erklärte Marcus da Gloria Martins, die Lage habe sich so dargestellt habe, dass entsprechende Zeugenaussagen – auch vor dem Hintergrund von Paris und Nizza – ernst genommen werden mussten. Es habe auch ein gewaltiges Informationsbedürfnis seitens Medien und Bevölkerung gegeben. Als ruhige Stimme im Konzert der Aufgeregten bittet der Sprecher um Besonnenheit:
Gebt uns die Chance, Fakten zu schaffen. Nicht spekulieren, nicht raten, nicht voneinander abschreiben.
Zu den Ursachen des Amoklaufs und ähnlicher Bluttaten stellte der zweifache Familienvater klar:
Ich bin Handwerker für das Thema Sicherheit, ich bin nicht Soziologe, ich bin nicht Psychologe. Ich komme dann, wenn es zu spät.
Entscheidend für das Heranwachsen von Kindern sei vor allem eines: das Elternhaus. Erst danach kämen Pädagogen und Freunde der Kinder als wichtige Einflussfaktoren.
Es fängt zuhause an.
Bestimmte Warnzeichen dürften nicht übersehen werden, zumal in der Pubertät Entgrenzung bei Kindern eine Rolle spiele. Hier den Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen zu halten, könne niemand anderes als ihre Eltern leisten.
Es besteht das Verlangen, eine Kontrollinstanz einzuziehen. Doch es geht damit los, dass Eltern und Kinder einander vertrauen.